Aurel Stodola

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Aurel Boreslav Stodola

Aurel Boreslav Stodola (auch Aurel Boleslav Stodola; * 10. Mai 1859 Liptovský Svätý Mikuláš, Komitat Liptau in der heutigen Slowakei; † 25. Dezember 1942 in Zürich) war ein Ingenieur, der maßgeblich die theoretische und praktische Weiterentwicklung von Turbinen vorantrieb. Den Großteil dieser Arbeit leistete er als Professor für Maschinenbau und Maschinenkonstruktion am Eidgenössischen Polytechnikum Zürich (ab 1908 Technische Hochschule).

Leben und Wirken

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Aurel Stodola wurde 1859 im zum Kaisertum Österreich gehörenden Königreich Ungarn (heute Slowakei) geboren. Ab 1877 studierte er Maschinenbau, zunächst an der polytechnischen Schule in Budapest, ab 1878 dann am Eidgenössischen Polytechnikum in Zürich, wo er 1881 das Diplom mit Auszeichnung erhielt. Nach dem Studium half Stodola zunächst beim Wiederaufbau der durch ein Feuer zerstörten Lederfabrik seines Vaters. Anschließend war er von 1884 bis 1892 bei der Prager Maschinenbau AG in Prag beschäftigt.

Im März 1892 wurde Stodola dann als Professor für Maschinenbau und Maschinenkonstruktion ans Eidgenössische Polytechnikum nach Zürich berufen. Hier baute er schnell sein weltweites Renommee als hervorragender Fachmann auf dem Gebiet der Strömungsmaschinen und Wärmekraftmaschinen auf. Er war dabei als Theoretiker ebenso geschätzt wie als Praktiker und als Lehrer. Am Polytechnikum richtete er das modernste Maschinenlaboratorium Europas ein und arbeitete eng mit der lokalen Industrie (Escher, Wyss & Cie., Brown, Boveri & Cie., ...) zusammen. Er formulierte das manchmal auch Stodola-Gesetz genannte Kegelgesetz zum Betriebsverhalten von Turbinen. Stodolas Beratung trug wesentlich dazu bei, dass Heinrich Zoelly 1903 seine erste mehrstufige Aktionsturbine und dass Hans Holzwarth ab 1905 die erste serienreife Gasturbine bauen konnte. 1903 veröffentlichte Stodola erstmals sein Lehrbuch „Die Dampfturbinen und ihre Aussichten als Wärmekraftmaschinen und über die Gasturbine“, kurz: „Dampf- und Gasturbinen“, das über zahlreiche Auflagen und übersetzt in viele Sprachen zum Standardwerk des thermischen Turbomaschinenbaus wurde.

Der vielseitig interessierte Pazifist und Ordinarius Stodola arbeitete aber nicht nur auf dem Gebiet der Turbinen. So entwickelte Stodola z. B. auch eine Handprothese in Zusammenarbeit mit Ferdinand Sauerbruch.[1][2][3] Als Beitrag zur Technik-Diskussion schrieb er das Buch „Gedanken zu einer Weltanschauung vom Standpunkte des Ingenieurs“ (Springer-Verlag, 1931), das auch seine problematische Haltung zu sozialmedizinischen Fragen offenbart.[4] Weiterhin setzte er sich mit philosophischen und wirtschaftlichen Fragestellungen auseinander und korrespondierte mit Zeitgenossen wie Albert Einstein und Albert Schweitzer.

Nach seiner Emeritierung 1929 arbeitete er weiter in Forschung und Industrie. 1942 starb er in Zürich.

Stodola sind – teils zu Lebzeiten, teils posthum – zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen zuteilgeworden. Er erhielt die Ehrendoktorwürde der Universität Hannover (1905), der Universität Brünn und der Universität Prag (1929). Er war Berater und korrespondierendes Mitglied der französischen Académie des sciences (Akademie der Wissenschaften).[5] 1929 wurde er in die American Academy of Arts and Sciences gewählt. Ihm wurde 1908 die Grashof-Denkmünze des Vereins Deutscher Ingenieure verliehen und im hohen Alter schließlich 1941 die James-Watt-Medaille. 1937 wurde er zum korrespondierenden Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften gewählt.

Albert Einstein sagte über ihn:[6]

„Wäre er in die Renaissance hineingeboren, so wäre er ein großer Maler oder Bildhauer geworden. Denn der stärkste Trieb seiner Persönlichkeit ist Phantasie und Gestaltungsdrang.“

Albert Einstein

Seit 2004 erinnert die ETH an das Werk und Leben von Stodola mit einer speziellen Aurel Stodola Lecture.[7]

  • Dampf- und Gasturbinen. Mit einem Anhang über die Aussichten der Wärmekraftmaschinen. VDI, Düsseldorf 1986, ISBN 3-18-400727-8 (= Klassiker der Technik, Reprint der 5. Auflage, Springer, Berlin / Heidelberg 1922 / Vorwort von Hans-Joachim Braun).
  • Norbert Lang: Aurel Stodola (1859-1942) – Wegbereiter der Dampf- und Gasturbine, Verein für Wirtschaftshistorische Studien, Meilen 2003, ISBN 3-909059-26-0 (= Pioniere Schweizer Wirtschaft und Technik).
  • Norbert Lang: Stodola, Aurel. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950. 2. überarbeitete Auflage (nur online).

Einzelnachweise

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  1. Ferdinand Sauerbruch, Hans Rudolf Berndorff: Das war mein Leben. Kindler & Schiermeyer, Bad Wörishofen 1951; zitiert: Lizenzausgabe für Bertelsmann Lesering, Gütersloh 1956, S. 183–193.
  2. Ferdinand Sauerbruch: Die willkürlich bewegbare künstliche Hand. Eine Anleitung für Chirurgen und Techniker. Erster und zweiter Band. Erster Band mit anatomischen Beiträgen von G. Ruge und W. Felix unter Mitwirkung von A. Stadler. Zweiter Band herausgegeben von F. Sauerbruch und C. ten Horn. Julius Springer, Berlin 1916.
  3. Monika Burri: Aurel Stodolas Entwurf für eine Handprothese. ETH Zürich, abgerufen am 30. März 2011.
  4. Marion Wullschleger: Ein Menschenfreund mit Fragezeichen. Aurel Stodola als Ingenieur und Eugeniker. In: ETHeritage. Highlights aus den Archiven und Sammlungen der ETH Zürich. ETH-Bibliothek, 30. September 2016, abgerufen am 8. Dezember 2021.
  5. Verzeichnis der Mitglieder seit 1666: Buchstabe S. Académie des sciences, abgerufen am 5. März 2020 (französisch).
  6. Aurel Stodola in Radio Slovakia International vom 12. Januar 2011, abgerufen am 30. März 2011.
  7. ETH Zürich: Aurel Stodola Lecture.
Commons: Aurel Stodola – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Aurel Stodola – Quellen und Volltexte